Ein neues Positionspapier der DGPPN, an dem auch Forschende des DZPG mitgearbeitet haben, stellt die aktuelle Evidenzlage dar und formuliert konkrete Empfehlungen für eine wirksame Prävention.
Kernaussagen des Positionspapiers
Gewalt entsteht meist aus einem komplexen Zusammenspiel mehrerer Faktoren: unbehandelte Krankheitssymptome, Suchtproblematik, Armut, soziale Isolation, Traumatisierung, junges Alter und männliches Geschlecht.
Bestimmte Erkrankungen (z. B. Schizophrenien, Substanzkonsumstörungen, schwere Persönlichkeitsstörungen) gehen mit einem statistisch erhöhten Risiko einher – dennoch bleiben Gewalttaten auch in diesen Gruppen sehr selten.
Verlässliche Vorhersagen einzelner Gewalttaten sind nicht möglich. Stattdessen können Risikoprofile identifiziert werden, die gezielt adressiert werden können.
Zentrale Empfehlungen
Das Positionspapier betont die Notwendigkeit einer faktenbasierten und differenzierten Präventionsstrategie. Dazu gehören:
- Flächendeckende, niedrigschwellige medizinische und psychotherapeutische Versorgung, auch aufsuchend und flexibel am Bedarf der Betroffenen orientiert.
- Ausbau kommunaler sozialpsychiatrischer Dienste als niedrigschwellige Anlaufstellen und Frühwarnsysteme.
- Stärkung sozialer Teilhabe durch Zugang zu Wohnen, Arbeit und Integration.
Nicht jedes öffentlich diskutierte Mittel wäre zielführend
Das Papier warnt ausdrücklich vor Maßnahmen, die Stigmatisierung verstärken, ohne das Risiko zu senken, wie zum Beispiel ein Register für psychisch Erkrankte oder pauschale Datenübermittlungen an Sicherheitsbehörden. Sie wirken nicht und sind rechtlich problematisch. Zudem würde ein solches Vorgehen die Stigmatisierung in der Gesellschaft weiter erhöhen. Daher schrecken solche Ansätze Betroffene davon ab, Hilfe zu suchen – und erhöhen damit das Risiko unbehandelter Krankheitsverläufe.
Mitarbeit von Forschenden des DZPG
Mehrere Forschende aus dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) haben an der Erstellung des Positionspapiers mitgewirkt. Das DZPG engagiert sich dafür, dass Prävention von Gewalt auf wissenschaftlicher Grundlage geplant und umgesetzt wird. Ziel ist eine Versorgung, die Risiken reduziert und gleichzeitig Stigmatisierung vermeidet.
Weitere Informationen und das vollständige Positionspapier finden Sie auf der Website der DGPPN.